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Samstag, 14. Februar 2015

Tee und eine Geschichte

Ein herzliches Willkommen an Gina und  Irmi. Besucht mal ihre Blogs. Es lohnt sich.

Wir sind Teetrinker, so weit- so gut. Das ist nun wahrlich keine Sensation, aber am Tee hängt heute sozusagen eine Geschichte. Wir haben im letzten Jahr renoviert, was zwangsläufig dazu führte, dass Schränke ausgemistet werden mussten, auch die hintersten Ecken, die man eigentlich gerne ignorieren würde. Aber es gibt dabei auch Wiedersehensfreuden. Ich habe das chinesische Teegeschirr meiner Großmutter aus der dunklen Ecke geholt. So war das früher: eine Tochter aus gutem Hause bekam ein feines chinesisches Teeservice zur Aussteuer. Es ist so leicht und fast durchsichtig, dass man sich kaum traut es anzufassen. Das war der Stolz der jungen Damen und natürlich wurde es so aufgestellt, dass auch jeder Besuch es sehen konnte. Das Verrückte ist, das gepflegte Leben meiner Großmutter aus wohlhabendem Hause hat sich in nullkommanix in Wohlgefallen aufgelöst, weil ihr Mann ganz jung an einer Blutvergiftung starb und sie mit 3 kleinen Kindern alleine blieb. Dann kam der 1. Weltkrieg und sie hat den berüchtigten Rübenwinter nur dank der Hilfe reicher Landwirte aus der Familie überlebt. Als das überstanden war, erbte sie 1923 mit einer Erbengemeinschaft einen großen Hof. Die lieben Erben konnten sich nicht einigen, der Hof wurde 1923 verkauft und nach 6 Wochen konnte meine Oma von dem Erbe noch ein Brot kaufen. Als meine Eltern heirateten, nahmen sie meine Oma zu sich und mit ihr kam das chinesische Porzellan. Dann kamen die Bomben. Die Bibliothek meines Vaters ist verbrannt, ein paar Möbel sind übrig geblieben und -ihr werdet es schon ahnen - das chinesische Porzellan, sogar fast komplett. Es wurde wie ein Schatz gehütet - wenn man fast alles verliert, werden die Reste zu Kostbarkeiten.
Jetzt haben wir Tee getrunken im Gedenken an meine Oma und auch im Gedenken daran, dass in den Bombennächten so viele Menschen umgekommen oder auch seelisch zerbrochen sind, und so etwas Zerbrechliches hält. Ich bin das, was man früher ein Nesthäkchen nannte, und bei mir ist das Geschirr gestrandet.



Schaut auch einmal hier vorbei. Sigrun erzählt von Dresden. Es ist zwar Karneval im Rheinland, aber das soll nicht untergehen. Unsere Eltern und Großeltern haben viel mitgemacht.

3 Kommentare:

  1. Ein wunderschönes Teeservice, das schon alleine wegen seiner sehr persönlichen Geschichte in Ehren gehalten werden sollte. Deine Oma wäre glücklich, dass du dieses Andenken von ihr bewahrst und sie auf diese Art bei dir sein kann.
    LG
    Astrid

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  2. Diese Geschichte hat mich sehr berührt und an die diversen Erlebnisse in meiner Familie oder der meines Mannes erinnert. Wie schnell immer alles Glück zerbrechen kann und wir Menschen unser Leben eben nicht alleine bestimmen! Aber dann gibt es auch wieder den Gedanken, dass wenn all diese Katastrophen nicht passiert wären, gäbe es mich nicht, meine Tochter, meine Enkel und dann atme ich Wiederkauf und kann die schöne Seite entdecken...
    Bon week- end!
    Astrid

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  3. Liebe Magdalena,
    danke für diesen wundervollen Post. Das chinesische Porzellan ist bestimmt aus Bone China, wenn es so hauchdünn ist. Da hast du einen ganz besonderen Schatz. Wunderschön!
    Liebe Grüße, Sigrun

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