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Montag, 23. Januar 2017

Begegnung mit Wahrheit

Wenn Macht und Wahrheit aufeinandertreffen, so entsteht dabei nicht unbedingt Harmonie. Astrid hat uns schön vor Augen geführt, wie verführerisch die Lüge ist.
Ich erinnere mich an einen Ausspruch meines Vaters, den er mir vor vielen Jahren mit auf den Weg gegeben hat:

Als 33 Hitler an die Macht kam, dachte ich, der Spuk wäre spätestens in 1 Jahr vorbei. Wir wissen alle, was dann tatsächlich kam. Deshalb achtet darauf: Die braune Suppe ist nicht verschwunden, es ist nur der Deckel drauf. Am meisten müsst Ihr aufpassen, wenn braune Parolen im Mäntelchen der Biederkeit daherkommen. Diejenigen, die vorgeben, für Recht und Ordnung zu sorgen, sind die Gefährlichsten.

Ich begreife gerade, wie recht mein Vater hatte.

Ich denke, es bleibt uns nichts anderes als wachsam zu sein und mit unseren Mitteln im Alltag die Stimme zu erheben. Es ist ja nicht so, dass dieses Phänomen der grenzenlosen Selbstüberschätzung, wie wir es gerade in Washington erleben, etwas völlig Neues wäre.

Mehrere Dinge sind mir in letzter Zeit in meiner Umgebung aufgefallen:
1. Die Kritik an Politikern(ich meine die der demokratischen Parteien, die AfD-Leute sind für mich keine Politiker), egal auf welcher Ebene, ist ganz schnell ausgesprochen und auch schnell im Brustton der Überzeugung, dass das alles wahr ist. Auf meinen Einwand, dass man erst einmal klären muss, ob das alles so stimmt, wurde mit großem Erstaunen reagiert.
Wir wissen alle, dass es immer wieder zu Fehlverhalten bei Politikern kommt und wir sind uns sicher einig, dass man diesem Fehlverhalten entschieden entgegentreten muss. Aber wir dürfen dabei nicht vergessen, dass die große Mehrheit der politisch tätigen Menschen ein unglaubliches Arbeitspensum absolviert, was mit einem weitgehenden Verzicht auf Freizeit und Privatleben verbunden ist. Zwei meiner Kinder sind im Rahmen ihrer Ausbildung je eine Woche mit einem Kommunalpolitiker bzw. einem Bundestagsabgeordneten mitgelaufen. Sie mussten nichts Besonderes tun, sondern einfach nur beobachten. Seitdem haben sie ihren kritischen Geist nicht abgelegt, aber sie denken gründlich nach, bevor sie Kritik äußern.
2. Ich fürchte, dass die Kenntnis über die Grundlagen der Demokratie, was für jeden einzelnen Rechte und Pflichten bedeuten, dünn gesät sind.
3. Das Internet bietet vielfältige Möglichkeiten, sich zu informieren, aber leider auch die Möglichkeit, leicht Falschmeldungen in die Welt zu setzen. Hier erleben wir wieder den neuen Präsidenten der USA mit seinen lächerlichen Twittermeldungen. Woran liegt es, dass so viele Menschen auf diesen Unsinn hereinfallen?
4. Mir fällt auf, dass in unserer schnelllebigen Zeit Menschen sich mit kleinen Informationshäppchen abspeisen lassen, denn das Hinterfragen würde Zeit in Anspruch nehmen. Ich weiß schon nicht mehr, wie oft ich in letzter Zeit zu hören bekam: das habe ich ja gar nicht gewusst.

Wer aber nicht informiert ist, wird zum Spielball der Manipulation.
Hier könnt ihr lesen, wie sich der neue Pressesprecher in Washington aufführt:

http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-01/sean-spicer-donald-trump-pressesprecher-medien

Ich verweise auf die Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei, auf den Versuch der polnischen Regierung, die Berichterstattung aus dem Parlament zu kontrollieren und ich erinnere an unsere eigene Geschichte: die Gleichschaltung der Presse im Dritten Reich
http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/die-gleichschaltung-der-medien-im-dritten-reich/

Es entsteht eine beklemmende Verbindung: Mit der Unterstellung, die Medien würden dem Land schaden, versucht man, ihren Einfluss einzuschränken. Es hilft wenig, sich klarzumachen, dass die Herrschaften offensichtlich gehörig Angst haben, denn offensichtlich glauben sie auch, sie kommen mit ihrem Fehlverhalten durch.

Die Masse hört das, was sie hören will, denn in der Suppe des gleichgesinnten Denkens ist es so gemütlich.
Wenn es mir schlecht geht, sind die da oben schuld und deshalb müssen neue "die da oben" her, damit sie meine Welt wieder in Ordnung bringen. Eigenverantwortung ist anstrengend.

Aber es gibt auch die Masse, die sich erhebt und im Kleinen möchte ich das auch tun:
Alicia Keyes und Elizabeth Warren (Senatorin)






Wenn der Himmel sich verdunkelt, gibt es doch immer wieder ein atemberaubendes Leuchten und darauf will ich hoffen.


Das Leuchten schicke ich zu Katja, die unsere Himmelsbilder sammelt.

12 Kommentare:

  1. Liebe Magdalena,
    du hast es auf den Punkt gebracht. Wir leben in einer Welt, die
    von Manipulation geprägt ist. Wir sollten uns unsere Demokratie,
    und eine solche ist es noch, nicht kaputt machen lassen. Die Partei
    um Petry und Konsorten ist schlimm genug. Hoffen wir, dass Trump in
    seine Schranken gewiesen werden kann.
    Einen guten Start in die neue Woche wünscht Dir
    Irmi

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    1. Liebe Irmi,ich danke für Deine lieben Grüße. Ich bin immer sehr froh, wenn ich merke, dass ich mit meinen Gedanken nicht alleine bin.
      Alles Liebe!
      Magdalena

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  2. Liebe Magdalena, schön, dass du auch immer am Ball bleibst!
    Ich habe auch schon wieder 3 Posts entsprechenden Inhalts verfasst, die jetzt innerhalb einer Woche erscheinen werden.
    Ich bin immer wieder froh, wenn ich mich nicht alleine fühlen muss. Es ist schon anstrengend, aber inzwischen mir ein inneres Bedürfnis.
    Von anderen Bloggerinnen weiß ich, dass es ab und an auch schwierig ist, es durchzuhalten & Stellung zu beziehen.
    Einen ruhigen abend wünsche ich dir!
    Ich muss mich darum kümmern, dass wir hier wieder über Festnetz zu erreichen sind...
    LG
    Astrid

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    1. Es ist gut zu wissen, dass man nicht allein ist.
      LG
      Magdalena

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  3. ich finde deinen Text sehr interessant - und werde Morgen alles gerne nochmal ganz in Ruhe durchlesen - und mir auch deine links ansehen.
    Ja - es ist gut wenn wir nicht gedankenlos über alles hinwegblättern, -schauen oder -hören. So schnell kann alles zerstört werden.

    Danke - herzliche Grüße von Heidi-Trollspecht

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  4. ich finde es sehr schwierig, sich in der heutigen zeit allumfassund zu informieren. zu viel prasselt täglich auf einen ein und so manches mal kann und will ich davon nichts mehr hören, sonst bekomme ich das gefühl, verrückt zu werden. deshalb brauche ich meine auszeiten, auch vom netz. natürlich bleibt das alles trotzdem bestehen, aber erholt kann man sich einfach besser damit auseinandersetzen. dein letztes foto mit den worten dazu finde ich ermutigend.
    liebe grüße
    mano

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  5. I think the people that actually believe what Trump says are not in the majority. The problem is that the Republicans will never tell him something isn't true because all they care about is keeping their job. The Democrats continue to be too polite, so they don't tell him either. It would be good if all the Democrats would be more like Elizabeth Warren. I was so happy to see the amount of people not only in my country, but around the world that marched in protest. We will continue to resist Trump. I think he will do something that will get him thrown out of office. A lawsuit has already been brought against him for his many conflicts of interests, which is against the Constitution.

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    1. Dear Barbara, let's hope for the best. The first days of the new government are just unbelievable.
      xo
      Magdalena

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  6. du hast es sehr gut auf den Punkt gebracht..

    die Verleumdung von Presse und Politik (ern) erreicht ein nie gesehenes Ausmaß
    der Begriff "Lügenpresse" ist schnell in die Welt hinausposaunt..
    doch wenn diese Presse die wahren Lügner entlarvt ist das nicht mehr interessant und wird nicht mehr wahrgenommen..
    Respekt vor der Person (auch der im Amt ) ist ebenso kaum noch wahrzunehmen .. ebenfalls nur klischeehaftes "Schreien"
    im so verherrlichten "völkischen Reich" wären diese Hetzer übrigens die ersten gewesen die ins Kittchen gewandert wären ..hätten sie sich so aufgeführt.. ;)
    es steht doch jedem frei sich selber politisch zu engagieren und ein Amt anzustreben..
    da würde so mancher schnell sehen was das für eine Arbeit ist.. (man sieht an gewissen "neuen Politikern" dass sie erst recht nichts Gescheites zu Stande bringen )
    das Internet ist Segen und Fluch zugleich..
    es kann entlarven (wird darum auch von Machthabern gerne abgeschaltet oder eingeschränkt)
    es erschlägt aber auch mit der Flut von Wahrheiten ..Halbwahrheiten und Lügen..
    das zu filtern ist für den einfachen Nutzer gar nicht so einfach..
    und er überlässt es dann gerne Anderen und hängt sich mit seinen Likes nur drann
    ohne genau zu wissen was er da tut..
    eine Demokratie ist sehr angreifbar..
    nicht nur von aussen sondern auch von innen (siehe England.. und USA)
    denn die "Mehrheit" müssen leider nicht immer die Klügsten oder die Demokratischsten sein..

    Wehret den Anfängen..
    uns bleibt nichts anderes übrig als wachsam zu bleiben und unsere Meinung ebenso aber sachlich zu vertreten..

    liebe Grüße
    Rosi

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    1. Liebe Rosi, es tut mir so gut, Deinen Kommentar zu lesen. Ich will einfach nicht glauben, dass diese rechten Socken sich so breit machen.
      Mach's gut!
      Magdalena

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  7. Liebe Magdalena, ich erlebe und sehe es ähnlich. Und dass es nach dem Höcke-Auftritt immer noch genug "intelligente" Menschen gibt, die meinen, die AFD hätte doch nichts mit Nazi-Gedankengut zu tun, finde ich unfassbar. Danke dir und liebe Grüße Ghislana

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  8. Ich glaube, der wichtigste Punkt, den du ansprichtst ist, dass es sich in der Masse immer besser anfühlt, als alleine und dass Menschen sich in dem Maße, in dem die Welt unübersichtlicher und damit beängstigender wird, nach immer einfacheren Lösungsmöglichkeiten sehnen. Wer da ganz einfache Lösungen verspricht, möglichst ohne dass man sich selbst bewegen und seine Komfortzone verlassen müsste, ist immer reizvoller, als jemand der sagt "Das sind riesige Herausforderungen, aber wir können das gemeinsam schaffen". Wenn Menschen den Überblick verlieren und Angst bekommen, dann sind sie dankbar für jemanden, der ihnen sagt "ich mach das schon für euch". Einfache alternative Fakten zu glauben und die Verantwortung abgeben ist eben viel einfacher, als an Lösungen in einer komplizierten Realität mitzuarbeiten.

    LG, Katja

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