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Freitag, 23. September 2016

Unsere bunte Welt

 Meine jüngste Tochter hat 2013 einige Monate in Malawi gearbeitet. Ende vorletzter Woche veröffentlichte die SZ in ihrem englischen Beiblatt einen Bericht über den Raubbau an den malawischen Wäldern. Es ist nicht gelungen, die Energieversorgung aufzubauen, deshalb bleibt den Menschen nichts anderes übrig, als sich irgendwo Brennmaterial zu besorgen.
Malawi zählt zu den ärmsten Ländern der Welt, es wird in Südostafrika von Tansania, Mozambique und Sambia eingeschlossen und gehört zu den christlich geprägten afrikanischen Ländern. Die Bevölkerung lebt überwiegend von der Landwirtschaft. Die Energieversorgung ist äußerst mangelhaft. Unsere Tochter musste ständig damit leben, dass es keinen Strom gab. Für uns ist das alles so selbstverständlich, wir drücken den Schalter und das Licht geht an. Wir bekamen Bilder geschickt von dem kleinen eher mäßig ausgestatteten Supermarkt, wo die Flüssigkeit aus den Tiefkühltruhen lief. Irgendwann war dann wieder Strom da, na ja, dann sprangen die Truhen halt wieder an. Über die Folgen denken wir mal lieber nicht nach.
Völlig chaotische Verkehrsverhältnisse, aber irgendwie klappt es alles und die Menschen sind von einer herzerfrischenden Freundlichkeit.Busse fahren, aber erst, wenn genug Passagiere da sind. Da muss man eine gehörige Portion Geduld aufbringen und Sicherheitsvorschriften interessieren niemand. Das Bildungssystem hat große Fortschritte gemacht, aber den Menschen fehlt das Geld für Stifte und Papier. Für das Zeugnis müssen ein paar Cent bezahlt werden, genau die fehlen. Die Kindersterblichkeit ist hoch, man versucht das Impfprogramm zu verstärken, aber überall fehlt das Geld. Inzwischen gibt es weit verteilt kleine Krankenstationen, wo eine Art Notfallversorgung stattfindet.Eine wirkliche medizinische Versorgung ist nicht existent. Wenn Mitglieder der Botschaft oder der NGOs erkranken, werden sie nach Südafrika ausgeflogen. Bei all dieser Not, die hier nur angedeutet werden kann, gibt es aber auch eine hoch entwickelte Keramikkunst und wunderbare Stoffdrucke.
Von diesen Stoffen hat meine Tochter einen Stapel mitgebracht und jetzt endlich soll daraus eine große Decke werden für das neue Zuhause. Der Charme der Muster soll erhalten bleiben und die Farben sollen sich gut ergänzen.








Wenn ihr jetzt diese Farben und Muster gesehen habt, möchte ich euch noch etwas zu lesen geben. Netterweise hat meine Tochter mir erlaubt, aus ihren Reiseberichten hier Auszüge zu bringen.

2/2: Reisen in Afrika: Was alles in einen Minibus passt
Man kann reisen. Mit dem entsprechenden Geldbeutel auch sehr gut. Wobei Autofahren in Malawi immer ein Abenteuer und auch ein Risiko ist. Der Straßenverkehr ist gruselig. Es gibt nicht viele Autos und über Stau muss man sich keine Gedanken machen. Allerdings sind die Fahrzeuge, die unterwegs sind, genauso furchterregend wie der Zustand der Straßen. Schon bei normalen Pkws ist eigentlich niemand verwundert, wenn man auf einmal von seinem eigenen Hinterreifen überholt wird oder wenn der Fahrer ständig aus dem Seitenfenster schaut, weil er durch die zerbrochene Windschutzscheibe nichts erkennen kann. Minibusse und Lkw sieht man oft am Straßenrand liegen, wenn sie nicht gerade von den Insassen den nächsten Berg hochgeschoben werden.
Minibusse sind ohnehin ein Thema für sich. Nach europäischem Standard würden in einem Minibus etwa acht, mit Notsitzen vielleicht zehn Menschen Platz finden. In Malawi fahren die Busse nicht los, bevor sie voll sind. "Voll" kann dabei alles Mögliche heißen. Einmal hatte ich Glück, und "voll" hieß nur 15 Menschen und keine lebendigen Tiere. Ein anderes Mal hieß "voll" dafür 27 Erwachsene, etwa sechs Kinder, eine Ziege, diverse Kilo Mais und ein halbes Dutzend Hühner. Das Ganze bei ca. 40 Grad. Die Kinder werden einem einfach auf den Schoß gesetzt, oder besser gesagt auf die Knie, die bis knapp unters Kinn angezogen sind. Muss ich es sagen? Pampers sind in Malawi eher ungewöhnlich.
Und trotzdem mag ich Minibusse. Es dröhnt immer laute Musik aus den Lautsprechern, es wird mitgesungen, man kommt für ein paar Cent überall hin und an den meisten Stopps kann man spannende Nahrungsmittel von den fliegenden Händlern durchs Busfenster kaufen. Wer Urlaub nehmen und weiter reisen will, kann sich mit diversen Bussen beispielsweise bis nach Dar-es-salam in Tanzania und von dort per Boot weiter nach Sansibar durchschlagen. Es geht. Es ist anstrengend. Es ist aufregend. Und es ist ein tolles Erlebnis. Es lohnt sich.


Schönes Wochenende!

3 Kommentare:

  1. die Stoffe sind wunderschön. Das war bestimmt eine sehr abenteuerliche Reise.
    LG susa

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  2. Was für eine Geschichte !! Ich muss zugeben, Afrika habe ich überhaupt nicht mehr im Blick, ich war zwar vor vielen Jahren in einem Arbeitskreis " Entwicklungsfragen" und dort habe ich viel über die Arbeit der Entwickllungshelfer gehört und gesehn. Ein Mitglied dieses Kreises war für unser Bistum in Mali und Togo, da gabe es spannende und verstörende Berichte. Dieser Kreis hat sich nach vielen Jahren aufgelöst. Schön, dass du mich mit deinem Post an Afrika erinnerst.- und wunderschön die Stoffe, ich mag solche Muster sehr gern.
    Gruß zu dir
    heiDE

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  3. Liebe Magdalena,
    ein toller Post, zu dem ich aber nochmal in Ruhe wiederkommen muss, um ihn ganz aufnehmen zu können!
    Heute wollte ich dir aber trotzdem ein Zeichen meiner Wertschätzung hier lassen!
    Dankeschön! Für ALLES!!!!
    Sei ganz herzlich gegrüßt
    von Monika*

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