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Montag, 4. Juni 2018

Automobil - 15 Fakten

Tja, liebe Astrid, da hast Du mit Deiner Linkparty was losgetreten. Da fällt mir einiges ein. Wir sprechen ja immer nur vom Auto, das eigentlich Automobil, also so viel wie "selbst bewegend" heißt, nämlich nicht von Pferden gezogen und nicht an Schienen gebunden. Selbst bewegend ist natürlich eine Täuschung, denn für die Bewegung ist der Motor nötig, eine Maschine, die uns inzwischen ordentlich Probleme macht, sprich Luftverschmutzung und Umweltschutz.

So, jetzt zu mir:

1. Ich gehöre zu der Generation Frauen, die sich in jungen Jahren noch Sprüche anhören mussten wie"Frauen gehören nicht ans Steuer". Meine Eltern sahen das dankenswerterweise anders und ließen mich sofort nach dem Abitur den Führerschein machen.
2. Von einem eigenen Auto konnte überhaupt keine Rede sein, aber das Auto meiner Eltern durfte ich durchaus nutzen. Viel hatte ich nicht davon, da ich weit von zuhause studiert habe.
3. Welchen Stellenwert im Sinne von Prestigeobjekt Autos für manchen Menschen haben, wurde mir bei meinem Studienaufenthalt in Paris klar. Um den Aufenthalt zu finanzieren, habe ich als au-pair in einer sehr wohlhabenden Familie gearbeitet und der Familienvater konfrontierte mich sehr früh mit der Frage, ob ich wisse, was ein Pontiac sei. Bitte was?
 Er konnte gar nicht oft genug betonen, dass es in Paris nur 2 Pontiacs gebe und einen davon fuhr er. Was heißt hier "fuhr" - er residierte an Ausnahmetagen in diesem Gefährt, das dann sorgfältig wieder verschlossen aufbewahrt wurde. Einmal wurde ich zu einem Familienausflug nach Versailles eingeladen und da die Familie mit 3 Kindern in diese lächerliche flache Schüssel nicht reinpasste, durfte ich - man höre und staune - im Pontiac mitfahren, während Madame mit den lieben Kinderchen in einem ordinären Peugeot hinterherkam. Ich staune noch im Rückblick über mein offensichtlich erstaunliches schauspielerisches Talent, denn ich habe es tatsächlich geschafft, Monsieur meine tiefe Verehrung und Bewunderung angesichts dieses außergewöhnlichen Fahrzeuges zu bekunden. Ja, geht's noch? Ich will aber hier nicht vergessen, dass diese Familie mich außerordentlich nett unterstützt hat. Wenn ich nicht in der Familie gegessen habe, bekam ich immer das Geld für die Mensa der Sorbonne und ich durfte jederzeit in der Bibliothek schwelgen. Aber diese Autogeschichte bringt mich bis heute zum Schmunzeln.
4. Als ich meinen Mann kennenlernte, kam ich dann in den Genuss des "eigenen" Fahrzeugs, weil er sich von seinem wenigen Geld eine uralte Klapperkiste geleistet hat, nämlich einen Prinz 4. Das gute Stück hatte nicht nur eine Macke. Zum Programm gehörte die Reparatur mitten in der Pampa mit Taschenlampe im Mund oder angehaltener Atem, wenn es den Berg rauf ging.
5. Wir besaßen die Frechheit - damals wurde man geächtet -, noch als Studenten zu heiraten. Zu dieser Gelegenheit konnten wir einen zerbeulten VW Käfer für kleines Geld erwerben, grau und wirklich nicht sehr ansehnlich. ABER: fahrtüchtig!
6. Mit diesem Fahrzeug sind mein Mann und ich zum Entsetzen der Familie zur Trauung gefahren. Eine Nachbarin fragte mich, ob wir nichts Schöneres hätten. Wir: Nö, wir sind arme Schlucker!
Aha!
7. Was ihr bisher sicher schon gemerkt habt: ein Auto ist für mich eine reine Zweckeinrichtung. Das bedeutet: (ich zitiere) "Sie sind der Tod jedes Autoverkäufers."
8. Mein liebstes Fahrzeug war der Renault 4 mit der Knüppelschaltung, klein, praktisch. Davon hatten wir 2. In den ersten ist mir ein anderer Autofahrer reingefahren - Totalschaden. Da hat die Versicherung den zweiten bezahlt. Damit sind wir locker flockig noch mit 2 Kindern in den Urlaub gefahren, da konnte man auch ganz wunderbar allen möglichen Krempel transportieren. Auf diversen Familientreffen wurden wir gefragt, ob wir uns nicht mal ein "richtiges" Auto kaufen wollten. Nö, wollten wir nicht.
9. Für das richtige Auto hat dann das 3. Kind gesorgt. Es war ein gebrauchter Renault 12. Der hat seinen Dienst (Kindertransport, Großeinkauf, Baumaterialien transportieren) 3 Jahre getan, dann kam Kind Nr. 4.
10. Hier, liebe Astrid, haben wir wieder was gemeinsam: Ich bin meinen Eltern bis heute sehr dankbar für ihre immer großzügige Unterstützung. Es wurde ein großer Ford Kombi angeschafft, in den die Kinderschar dann auch reinpasste.



 Damals gab es den ganzen Kindersitzcomfort von heute noch nicht. Also wurde geschnürt und abgepolstert, in Decken gepackt.... Aus dieser Zeit gibt es eine immer wieder erzählte Anekdote: Vom Südschwarzwald aus sind wir nach Luzern gefahren, sind auf dem Rigi gewandert und abends mit sehr müden kuschelig verpackten Kindern zurückgefahren. Alle Kinder schliefen, aber damals musste man noch durch die Zollkontrolle, erst die Schweizer, dann die Deutschen. Die Schweizer sahen die Familie und winkten uns durch, der deutsche Zöllner bölkte in den Wagen rein: Haben Sie was zu verzollen? Nein, hatten wir nicht! Aber wir hätten da schreiende aus dem Schlaf gerissene Kinder zu vermelden. 😝
11. Wir konnten es ja nicht lassen: Kind Nr. 5 kam. Die Entscheidung in puncto Auto fiel auf den Peugeot Familial mit der zusätzlichen Bank, und zwar in der Kombiausgabe.



So konnten wir die ganze Familie plus Gepäck locker transportieren. Dieses Auto war absolut zuverlässig und wir hatten es viele Jahre. Damit sind wir in die Bretagne, an die Loire,nach Kärnten, zigmal in den Schwarzwald gefahren. Wenn wir auf der Autobahn überholt wurden, kam es nicht selten vor, dass die Reisenden auf unser Auto stierten und die Kinder durchzählten. Mehrfach wurden wir auf Parkplätzen gefragt, ob das alles unsere Kinder wären. Die älteste Tochter sagte dann irgendwann ganz trocken: wenn der nächste fragt, nehmen wir Eintritt.
12. Nach ettlichen Jahren haben wir nochmal eine Familienkutsche gekauft, das war ein Ford Galaxy, damals brauchten wir immer noch viel Platz, obwohl die älteste Tochter ihr Studium anfing. Auch dieses Auto sind wir gefahren bis es nicht mehr ging.
13. Dann haben wir nochmal was ziemlich Verrücktes gemacht, wir haben uns ein Wohnmobil geleistet und sind damit vor allem durch Skandinavien gereist. Daher kommt sicher die Begeisterung unserer Kinder für diese Länder und das hat letztendlich dazu geführt, dass unser ältester Sohn sich vor 3 Jahren ein verlottertes altes Bauernhäuschen an der schwedisch-norwegischen Grenze gekauft hat.



14. Da so ein Fahrzeug ein erheblicher Kostenfaktor ist, haben wir uns irgendwann davon getrennt, zumal unsere Kinder auch nach und nach flügge wurden.
15. Inzwischen haben wir für uns einen kleineren Wagen angeschafft. Dabei war ausschlaggebend, dass mein Mann nach 2 Hüft Op (schöne Grüße, liebe Astrid) bequem ein- und aussteigen kann.
Der Plan ist für uns ganz klar, dass wir uns auf Dauer vom Auto trennen werden. Wir haben das auch ganz bewusst schon einmal für ein paar Monate ausprobiert. Man muss ein wenig besser planen, aber es geht ohne weiteres. Mit der ältesten Tochter, die Gerontopsychiaterin ist, haben wir eine klare Vereinbarung: wenn wir nicht selbst merken, dass wir aufhören müssen, wird sie uns eine klare Ansage machen. Davor haben wir aber auch gar keine Angst, man kann ohne Auto sehr gepflegt leben und billiger ist es allemal, wenn man so ehrlich ist und wirklich alle Kosten zusammenzählt und nicht nur den Sprit. Vor allem habe ich gemerkt, dass ich praktisch keine Bilder von unseren Autos habe. Warum auch? Es gibt Wichtigeres!

Liebe Astrid, das hat mir jetzt richtig Spaß gemacht und der eigentlich geplante Post muss noch warten. Außerdem gratuliere ich zu dieser Entscheidung.

7 Kommentare:

  1. Ja, da hast du ja blitzschnell mitgemacht! Danke!
    Und mit deinen Ausführungen hast du dann noch mehr Erinnerungen losgetreten, die ich bis dato vergessen hatte. Denn Fahrzeuge waren bei uns auch immer Gebrauchsgegenstände. So hat das Autohaus auch unser letztes Auto mit mit jeder Menge Kekskrümmeln, Bonbonpapieren u.ä., hinterlassen von den beiden M's auf den Rücksitzen unter & zwischen ihren Kindersitzen, übernehmen müssen. Aber das Beste war die kleine Konifere, die ( der Boden war ja undicht ) als Samen aufgesammelt auf dem Balkan, neben dem Fahrersitz des R5 gewachsen ist. Irgendwann war sie zu groß...
    Nur so ein Wohnmobil, das stand nie auf unserer Agenda. Aber für Kinder war das sicherlich mit der schönste Urlaub.
    Immerhin hast du mehr Fotos von euren Autos als ich....
    LG
    Astrid

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  2. Guten Morgen, liebe Magdalena,
    das waren sehr schöne Erinnerungszeilen! In einigen Punkten fand ich mich, bzw. meine Erinnerungen an früher , wieder, so hatte meine Tante einen Prinz, und mein erstes Auto war ein Käfer :O)
    Hab einen zauberhaften Tag!
    ♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥

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  3. Das hat richtig Spaß gemacht zu lesen. Was für schöne Anekdoten und vor allem auch für dich bestimmt solch herrliche Erinnerungen. Zum Thema Auto kann ich nur sagen dass es heute für mich auch ein Fortbewegungsmittel ist, so verrückt wie früher bin ich nicht mehr. Es muss praktisch sein, und einen Blick oder auch zwei riskiere ich bei Oldtimern. Da geht noch mein Herz auf.

    Ansonsten finde ich es hier superklasse wie gut man auch ohne Auto auskommen könnte. Die Busanbindungen sind so genial, man kommt wirklich überall hin.

    Wünsche dir noch einen schönen Tag und sende liebe Grüsse

    N☼va

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  4. So schöne Urlaube, wie das gewesen sein müssen, da hat man liebe Erinnerungen bis ans Lebensend... Und: schön, wenn noch mehr Menschen das Auto als Gebrauchsgegenstand sehen - hier bei uns ist es zuerst Statussymbol (was sich viele kaum leisten können, aber mitmachen) und eine Stuttgarter Bekannte staunte auch schon, was für teure Autos im Osten so rumfahren - (ich bin hier in der Strasze ein Niemand ohne BMW, aber ich kann/musz damit leben).
    Liebe Grüsze aus dem wilden Osten
    Mascha

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  5. Das war eine Freude zu lesen. Die Liebe zum R4 teilen wir (wie so manches andere) ja!
    Liebe Grüße
    Andrea

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  6. schon witzig, dass so viele schon mal einen r4 hatten und ihn alle toll fanden. ich auch!!
    liebe grüße
    mano

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  7. Mit ganz viel Vergnügen habe ich deine Autogeschichten gelesen, ganz herrlich ist ja die Pontiac-Anekdote, da hatte ich sofort ein Bild vor Augen! Ach je, zu Autos fällt mir auch so viel ein, jetzt juckt es mir richtig in den Fingern, auch noch etwas zusammen zu tragen...
    Alle Achtung zu 5 Kindern!
    Herzliche Grüße aus dem Club der R4-Lover - Ulrike

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