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Donnerstag, 17. Januar 2019

Niederrhein 2/2019

Immer mal wieder habe ich hier den Niederrhein vorgestellt, die Landschaft, besondere Orte und besondere Persönlichkeiten.
Heute möchte ich euch das Haus der Seidenkultur vorstellen. Krefeld war lange, vor allem im 19. Jh. und in der ersten Hälfte des 20.Jh. Zentrum der Textilindustrie, ursprünglich entstanden durch den Flachsanbau am Niederrhein und die Leinenweberei. Später entwickelte sich durch Kontakte nach Vorderasien und Ostasien die Seidenverarbeitung.
Wichtige Gebäude in Krefeld sind die ehemaligen herrschaftlichen Häuser der sog. Seidenbarone, u. a. das heutige Rathaus. Aber das eigentliche Denkmal haben sich die Seidenbarone durch ihre Parkstiftungen gesetzt. Darüber habe ich u.a. schon einmal hier berichtet.

Heute geht es mir um ein ganz kleines Museum, das durch viel ehrenamtliches Engagement entstanden ist. Ursprünglich handelte es sich um eine Paramentenweberei, d.h. eine Weberei, die Priestergewänder und andere kostbare liturgische Textilien herstellte. Heute kann man dort die alten Webstühle bewundern und erfährt bei einer Führung viel Wissenswertes über die Geschichte der Weberei, über die Technik und die künstlerische Entwicklung. Aus der Textilindustrie ist die Fachhochschule Niederrhein entstanden, die einen weltweit hervorragenden Ruf genießt.
Aber zurück zum Haus der Seidenkultur: Anfang des 20.Jh. gab es sogar eine sehr erfolgreiche Dependance in Chicago. Aber nach dem 2. Weltkrieg ging es immer mehr bergab, u.a. durch das 2. Vatikanische Konzil, bei dem den Priestern etwas mehr Bescheidenheit verordnet wurde. Die Aufträge für die prachtvollen Gewänder blieben aus. Wie so oft gab es auch bei den Eigentümern familiäre Probleme, die zum Niedergang führten.
Man kann den Ehrenamtlern nur danken, dass sie dieses Haus erhalten haben. Wir hatten mit unseren Freunden 2 sehr unterhaltsame Stunden.


Seidengarne entsprechend den Farben des Kirchenjahres geordnet,









Lochkarten, die das Muster führen, wurden vom Patroneur hergestellt. Seine Vorlage bekam er vom Musterzeichner, Berufe, die es so heute nicht mehr gibt.


die Fäden müssen alle von Hand aufgezogen werden,


Fehler sind nicht erlaubt, es gibt eine spezielle Technik, einen Faden wieder anzuknoten. Ihr kennt ja sicher das Wort "ich habe den Faden verloren", das kann den gesamten Musterverlauf ruinieren.


Früher gab es hier viele Heimwebereien. Die Weber holten sich das Material, den Kettbaum und das Garn in der Weberei ab und arbeiteten zuhause. Alles wurde abgewogen, also war es unmöglich, Garn für den eigenen Gebrauch abzuzweigen. Die Armut war groß und als im 19.Jh. die Industrialisierung einsetzte, kam es auch hier zu einem Weberaufstand.


Dem Weber, der den Kettbaum schleppt, ist ein Denkmal gesetzt worden.
Heute liegt der Schwerpunkt der Textilindustrie bei der Herstellung von Spezialstoffen, z. B. brandsichere Textilien.

Was mich sehr freut: junge Studierende möchten das alte Handwerk erhalten. Sie haben im Haus der Seidenkultur die alten Techniken erlernt und haben zum Bauhausjahr ein Stoffmuster entworfen, das jetzt im Haus der Seidenkultur in die Produktion gehen soll.


Art. aus der Rheinischen Post vom 17.1.2019


Im kleinen Museumsshop kann man kostbare Schals, Westen usw. erwerben, aber auch kleine Rollen mit Stoffresten. Da konnte ich nicht widerstehen.
Darüber, was Krefeld mit dem Bauhaus verbindet, werde ich noch extra berichten.

7 Kommentare:

  1. Das ist ja ein Augenschmaus für unsereins, gell !? 😊
    Schöne Bilder hast Du gemacht, und man sieht, daß sich ein Besuch lohnt!
    Danke fürs Vorstellen!

    Liebgruß,
    Tiger
    🐯

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  2. Hallo Magdalena. Sehr interessant das Museum. Oh so viele schöne bunte Garnrollen so richtig was fürs Auge.
    Wünsche dir schon mal ein schönes WE und grüße dich lieb Jana.

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  3. Eine tolle Erinnerung an die große Zeit ( mit auch immer negativen Auswirkungen ). Ich habe noch in meinen Nähanfangszeiten von der niederrheinischen Textilproduktion profitiert und Stoffe von dort bezogen, die meine Leidenschaft so richtig befeuert haben. Wäre eigentlich das richtige Museum für mich, danke fürs Berichten!
    LG
    Astrid

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    1. Wenn Du Dich aufraffen kannst, dann freue ich mich.
      LG
      Magdalena

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  4. Liebe Magdalena,
    danke für diesen herrlichen Bericht und die tollen Bilder aus dem Museum! Da lacht mein Herz!
    Ich wünsche Dir einen schönen Tag und einen guten Start in ein gemütliches Wochenende!
    ♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥

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  5. das muss ja ein tolles museum sein und stoffreste hätte ich bestimmt auch mitgenommmen! ich bin gespannt auf den bauhausbericht!
    liebe grüße
    mano

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