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Samstag, 14. März 2020

Meine Woche 11/ 2020

Besonders war sie allemal. Jeden Tag Nachrichten zum Virus und sie müssen ernst genommen werden. Was mich nur immer wieder den Kopf schütteln lässt, ist die Inkonsequenz. Es werden Desinfektionsmittel massenweise gekauft, wenn überhaupt noch welche da sind, aber das Händewaschen ist für einige Mitbürger wohl immer noch eine Offenbarung.
Nun ja, alles menschlich.
Die Woche begann mit meinem Geburtstag, wieder ein Jahr mehr geschafft, also ein Grund, mal wieder zu feiern. Aber.... dann kam der Knaller.

Das Virus hat die Familie erreicht. Der zweitälteste Enkel war mit dem Papa auf der Jugendversammlung des Tennisvereins und 2 Tage später kommt die Nachricht, dass einer der Erwachsenen positiv getestet wurde. Bei der Versammlung hatte er noch keine Symptome. Konsequenz: Quarantäne für die ganze Familie. Tochter und Schwiegersohn fallen als Ärzte jetzt aus. Ein Kollege des Schwiegersohns war mit seinem Kind auch da. Er fällt auch aus.
Die Tränen der 3 Kinder mussten getrocknet werden als die Nachricht kam, dass der ersehnte Familienskiurlaub in Österreich gestrichen ist. Das Gebiet ist gesperrt.
Sie dürfen mich auch nicht besuchen, denn ich gehöre zur absoluten Risikogruppe und muss deshalb zuhause bleiben.Die jüngste Tochter kauft für mich ein. Sie ist auch in Sorge, weil sie in einem Vorort lebt, wo sehr viele immer nach Ischgl zum Skiurlaub fahren. Der Mann ihrer Freundin ist positiv getestet. Im Vorort grassiert die Lungenentzündung.
Der älteste Sohn war auch bei einer Veranstaltung, wo ein Teilnehmer positiv getestet wurde. Also besucht er mich vorsichtshalber auch nicht.
Der jüngste Sohn und seine Freundin arbeiten z.Zt. in Australien. Sie dürfen nur noch Home Office machen. Der geplante Rückflug ist gecancelt. Jetzt warten wir auf die Nachricht, wann sie kommen können.
Wir haben jetzt erstmal verabredet, dass wir demnächst ein richtig schönes Familiengartenfest aufziehen werden.
Irgendwie ist die ganze Situation völlig irreal.
Man muss das beste daraus machen.  Uns geht es ja hier gut und wir können uns gut beschäftigen. Meine Nähmaschine läuft heiß und die Stricknadeln dampfen. In unserem gut gefüllten Bücherschrank findet sich immer genug, was man noch einmal lesen kann.

Wir werkeln in Maßen im Garten und dabei habe ich unverhofft den Regenbogen entdeckt.


Angesichts der enormen Auswirkungen der Pandemie erinnere ich mich an einige spezielle Bücher.
Da ist einmal

                   Die Pest von Albert Camus

und

                   A Journal of the Plague Year von Daniel Defoe,





Bei Camus geht es um den aussichtslosen Kampf des Menschen gegen wie auch immer geartete Probleme. Die Pest vesinnbildlicht diese Probleme. Das zentrale Thema aber ist die Frage nach Menschlichkeit und Mitgefühl.

Den meisten wird Daniel Defoe als Autor des Robinson Crusoe geläufig sein. In dem Tagebuch des Pestjahres verarbeitet Defoe die Aufzeichnungen seines Vaters aus dem furchtbaren Pestjahr 1665.

Beide Bücher kann ich nur empfehlen und ich finde es durchaus faszinierend, wie viele der Ängste, der Verhaltensweisen heute wieder zu erkennen sind.

Vielleicht ist ein kleiner Nebeneffekt der augenblicklichen Lage, dass wir alle gezwungen werden, einen Moment innezuhalten und abzuwägen, was ist notwendig, was nicht. Auch die Erkenntnis, dass nicht alles machbar ist und die Menschheit durchaus nicht alles beherrschen kann, hilft vielleicht auf dem Weg zu etwas mehr Besonnenheit. Damit verbinde ich eine Bitte: achtet in eurer Nachbarschaft darauf, ob es alte Menschen gibt, die Einkaufshilfe brauchen. Sie sollten möglichst nicht selbst gehen. Meine jüngste Tochter hat heute vormittag mit ihrem voll gepackten Wagen an der Kasse gestanden als ein alter Herr sie ansprach, ob sie so eine große Familie habe. Sie hat dann erklärt, dass sie auch für ihre Eltern einkauft. Da haben dem alten Herrn die Tränen in den Augen gestanden und er sagte ganz leise: Das macht aber auch nicht jeder.

Im Garten haben wir mit der Arbeit angefangen, wenn auch nur in homöopathischen Dosen.


Angesichts meines fortgeschrittenen Alters wollte ich eigentlich was dazu schreiben, warum ich blogge und auch darüber, welche Zweifel ich diesbezüglich manchmal habe. Aber ganz ehrlich: solange ich Lust dazu habe, mache ich weiter. Alles andere wird sich finden.
Meine Bitte an alle Bayern: Geht wählen!
Ich schicke liebe Grüße an Andrea mit den besten Wünschen für eine stabile Gesundheit.

11 Kommentare:

  1. Prima Lektüre, vor allem Defoe würde mich reizen zu lesen. Die nächsten Wochen sind in der auferlegten Form von Langeweile bestens geeignet dafür... obwohl es natürlich naturgemäß in Haus und Garten genug zu erledigen gäbe.

    Bleib gesund und ich wünsche Dir ein schönes Wochenende, liebe Grüße von Heidrun

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  2. Danke, liebe Magdalena,
    dass du so vieles aufgeschrieben hast, was wir momentan ja auch denken. Es ist wichtig, dass wir uns die "kleinen" Freuden nicht nehmen lassen und uns darauf besinnen, wie gut es uns doch (eigentlich) geht, gell. Immerhin können wir es uns daheim noch schön machen.
    Die Nachbarschaftshilfe finde ich ganz großartig und habe mich gefreut, als die ersten Nachrichten darüber auftauchten. Die Mitmenschlichkeit ist also noch nicht ganz gestorben.
    Hab ein angenehmes Wochenende und bleib gesund,
    herzlichst moni

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  3. Oh je, Magdalena, wenn mir das Problem jetzt so dicht auf der Pelle säße, da wüsste ich nicht, wie mir zumute wäre...
    Ich sorge mich ja vor allem um meinen Mann ( der bleibt ach weitestgehend kaserniert ) und um meine Schwester, die ja vor acht Wochen eine Stammzellentherapie bekommen und schon im Krankenhaus eine Influenza mit leichter Lungenentzündung eingefangen hat, Aber die kriegt auch nen Rappel, weil sie ja jetzt schon zwei Monate isoliert ist. Ich kann nur Dinge überlegen, die ihr gut tun, hin ( da autolos nur mit Öffis ) kann & will ich nicht. Aber gut fühle mich mich damit nicht.
    Ihr seid ja jetzt notgedrungen auch ganz schön isoliert, da entgeht einem auch einiges an Lebensfreude... Ich wünsche der ganzen Familie, dass es gut geht.
    Herzlichst
    Astrid

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  4. Liebe Magdalena,
    dieses Virus verändert unser aller Leben drastisch und dass jetzt schon, wo es eigentlich ja gerade erst anfängt. Ich frage mich, wie das weiter geht.
    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag und pass auf Dich auf. Es ist wirklich sehr schön, dass Deine Tochter den Einkauf für Dich erledigt.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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  5. Herrje... wie viele Ärzte gehören denn dem Tennisclub an? Ach Magdalena, das ist doch alles mehr als tragisch. Deiner Familie wünsche ich ganz viel Kraft beim Durchhalten. Ich hoffe, sie haben sich nicht angesteckt. Was für Zeiten! Im Garten waren wir gestern auch. Allerdings eine sehr matschige Angelegenheit. Das Außengehege des Hühnerstalls (es gibt einen umzäunten Bereich) musste trockengelegt werden. Ganz innige Grüße, Nicole (die auch zur Risikogruppe gehört, da eine Dauercortisongabe ihr die Schmerzen nehmen soll.)

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  6. Da möchte ich dir doch zu allererst nachträglich ganz herzlich zum Geburtstag gratulieren. Auch wenn nicht wirklich unter einem glücklichen Stern und ich es echt bedauere dass deine Familie jetzt davon betroffen ist. Leider geht es irgendwie dann doch nicht an uns allen vorbei, selbst wenn "nur Vorsorge". Wir müssen abwarten und hoffen, und auch für deine Familie hoffe ich alles Beste, so wie auch für dich. Pass auf dich auf.

    Liebe Grüsse

    N☼va

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  7. Liebe Magdalena,
    dein beitrag hat mich sehr berührt und ich wünsche dir bei allem Ungemach Ruhe und Besonnenheit! ja, die Sorge treibt uns um...deine Bemerkungen zu den mentalen Auswirkungen der Krise kann ich nur unterstreichen und ich wünsche uns, dass wir gesund und mitmenschlich gestärkt durch diese Krise gehen...das wäre ein großer Gewinn! danke für die Lesetipps...den Camus werde ich mir bestimmt vornehmen. Gerade und zu spät habe ich nämlich bemerkt, dass meine heißgeliebte Bücherei auch bis auf Weiteres geschlossen bleibt...

    Liebe Grüße und bleib gesund
    wünscht Augusta

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  8. Wie gut, dass es das Wetter gut meint mit uns Gärtner und Ablenkung und Beschäftigung gibt. Ja das Virus zwingt uns alle etwas in die Knie und die Verhaltensregeln sollten jetzt auch von den letzten dringend eingehalten werden.
    L G Pia

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  9. So nah ist mir noch kein Virus gekommen, aber Wochenendpläne und Ferien sind auch bei uns und verschiedenen Freunden geplatzt. So ist das halt. Ich weiss noch nicht, wie das Leben verläuft, wenn die Schule dicht ist. Ich werde sehen, wieviel Arbeit das gibt, aber Wolle, Stoff und Lektüre ist genügend vorhanden, falls es mir langweilig werden sollte. LG zu dir. Regula

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  10. Da hat es deine Familie ja schon hart getroffen! Pass auf dich auf und bleibe im Haus. Eine Mahnung, die ich meinen viele Hundert Kilometer entfernt wohnenden Eltern auch ans Herz gelegt habe. Sie sind ja eigentlich wohl versorgt für drei Wochen mit allem.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  11. oh je, so dicht habt ihr den virus schon in der nähe erlebt! ich drücke dir bzw euch alle daumen, dass ihr gesund bleibt und dass ihr so eine große familie habt, die euch unterstützen kann.
    liebe grüße
    mano

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