Am Meer waren wir im Januar, ein Sohn war in Australien, eine Tochter in USA, man hörte von einer Pandemie. Aber die war weit weg. Plötzlich war sie nah, die Tochter kam aus den USA zurück und sie begann, für uns einzukaufen. Die andere Tochter begann mit Schulungen zu Covid19 Behandlungen. Der Sohn in Australien teilte mit, dass sein Rückflug gestrichen wurde und es auch keinen Ersatz gibt. Wir hatten unseren Garten. So konnten wir uns noch ganz gut einrichten. Wir haben sogar einige Ausflüge machen können, nach Paderborn, Schloss Burg, zur Zeche Zollverein. Der Sohn kam rechtzeitig zu seiner Prüfung aus Australien zurück und wir konnten wenigstens mit Kindern und Enkelkindern unsere goldene Hochzeit feiern. Sogar in die Ferien konnten wir fahren. Wir haben uns in das einsam gelegene Schwedenhaus des Sohnes verkrochen. Von dieser Ruhe habe ich lange gezehrt. Dann wurde es holprig und kraftzehrend. Aber auch das ist überstanden. Corona ist der Familie sehr nahe gekommen. Also Entspannung sieht anders aus. Dennoch: Es geht aufwärts.
Ich glaube, den meisten Menschen gehen zu diesem Jahr 2020 jede Menge Gedanken durch den Kopf. Viele sind fassungslos, dass es auch heute noch solche alles erfassende Seuchen gibt. Es ist ja nichts anderes. In Büchern liest man von großen Epidemien in früheren Jahrhunderten und wenn von schlimmen Epidemien zu unserer Zeit die Rede ist, sind wir noch zu Beginn dieses Jahres davon ausgegangen, dass so etwas nur in weit entfernten Regionen möglich ist. Der ohne Zweifel vorhandene medizinische Fortschritt hat uns ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, das nun plötzlich erschüttert wird. Wenn diese Erfahrung nachdenklich macht, dann hat sie wenigstens etwas Gutes. Es ist sehr erfreulich, dass sich die große Mehrheit unserer Mitmenschen rücksichtsvoll und besonnen verhält. Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass diese Besonnenheit und Disziplin auch auf Themen wie den Klimawandel und die große Not in der Welt übergreift. Natürlich darf jeder seine eigenen Ansichten haben. Wenn diese Ansichten aber zu Rücksichtslosigkeit gegenüber Dritten führt, müssen wir dem entgegentreten. Da ich jetzt nochmals solche Reaktionen auf meinem Blog erlebt habe, möchte ich noch etwas klarstellen. Jeder, der mit mir diskutieren will, ist herzlich willkommen. Voraussetzung: Sachlichkeit, an Fakten orientiert und höflich. Wenn beklagt wird, dass die Coronamaßnahmen unsere Grundrechte einschränken, so ist das zunächst einmal richtig. Allerdings gehört dazu auch das Wissen, dass der Schutz der Grundrechte eingebettet ist in den Schutz der Gesellschaft. Jedem Grundrecht ist eine Einschränkung immanent. Wäre es nicht so, würde das Recht des Stärkeren gelten. Wenn durch die Ausübung eines Grundrechtes ein anderer geschädigt wird, so tritt das Grundrecht hinter das Recht des Gefährdeten zurück. Ein Grundrecht ist z.B. das Recht auf die Unversehrtheit meiner Wohnung. Niemand, auch die Polizei nicht, hat das Recht, meine Wohnung zu betreten. Das gilt in dem Moment nicht, wenn in meiner Wohnung durch mich oder andere einem Dritten Gewalt angetan wird. Es gibt noch viele weitere Beispiele und das gesellschaftliche Zusammenleben in möglichst großem Frieden ist nur möglich, wenn die Freiheit des einzelnen ihre Grenze da findet, wo der Mitmensch durch mein Handeln an Leib und Leben gefährdet wird. Die Unversehrtheit der eigenen Person ist nämlich auch ein Grundrecht. Wer bewusst das Risiko eingeht, sich oder andere durch leichtsinniges Verhalten zu infizieren, hat nicht verstanden, dass ein gelungenes Miteinander in einer Gesellschaft nur funktioniert, wenn es durch gegenseitigen Respekt und täglich gelebte Rücksichtnahme geprägt wird.
So, das war jetzt das Wort zum Ende des Jahres.
Ich wünsche euch allen viel Zuversicht und Gelassenheit für das neue Jahr.