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Dienstag, 5. Januar 2021

Entrümpeln

 Stoffreste können zu mittleren Gebirgen anwachsen, Wollreste können sich deutlich besser verstecken. Aber ich bin tatsächlich zur Tat geschritten und habe ziemlich ulkige Knäuel entdeckt. Wieso in meinen Kisten und Tüten Topflappenwolle versteckt war, wissen die Götter. Ich mag gehäkelte Topflappen eigentlich gar nicht. Warum habe ich also mal diese Wolle gekauft? Aber 3 Knäuel wegwerfen geht irgendwie auch nicht. Also her mit der Häkelnadel. Jetzt bin ich stolze Besitzerin von 2 Paar neuen Topflappen. Meine alte Handarbeitslehrerin, die ziemlich an mir verzweifelt ist, würde ihren Augen nicht trauen.




Immerhin, die Wolle ist bis auf einen winzig kleinen Rest aufgebraucht. 

Die Geschichte von der Handarbeitslehrerin ist in der Rückschau ziemlich erheiternd und vielleicht auch ein wenig tragisch. Ich war auf einem Gymnasium, das natürlich ein Mädchengymnasium war. Wo denkt ihr hin? Nix Koedukation! Alles Schweinkram! Handarbeitsunterricht gab es bis zur 8. Klasse, was damals Untertertia hieß. Unsere Handarbeitslehrerin war ein Fräulein von....  , die nicht müde wurde uns zu erzählen, dass sie aus einer adeligen schlesischen Familie stamme und dass sie Lehrerin nur aus purer Begeisterung für die Handarbeitskunst sei. Denn eigentlich lebe die Familie auf einem großen Gut...... Sie war wie unzählige andere Ende des Krieges geflohen und schließlich im Rheinland gestrandet. Da sind wir wieder bei dem Menschheitsthema. Fliehen und alles verlieren. Aber Schüler können ziemlich grausam sein und wir haben als Jugendliche die Tragik der Situation überhaupt nicht erfasst. Wir waren sowieso ständig von diesen Kriegserzählungen umgeben, die ja fast jede Familie betrafen. Deshalb waren wir von diesen Schilderungen nicht sonderlich beeindruckt. Aber was uns beeindruckte, das war die Tatsache, dass diese Frau uns ständig erzählte, dass sie alles selbst machte, Jacken, Röcke, Blusen, Kissen und schließlich auch noch selbst bestickte Schuhe. Das hat uns schier um die Fassung gebracht. Wir fingen an, so ein ganz kleines bißchen zu rebellieren. Jugendliche heute hätten dafür nur ein müdes Lächeln. Auf uns wirkte alles, was diese Frau erzählte, so fürchterlich vermieft. Konsequenz: ich habe dieses Fach gehasst. Wir mussten Handschuhe stricken. Ich wurde und wurde nicht fertig. Es gab immer ein Buch, was viel dringender gelesen werden musste. Schließlich hat meine Mutter sich meiner erbarmt und hat die Handschuhe fertig gestrickt. Das Fatale war nur, dass meine Strickerei ein einziges Gewurschtel war und meine Mutter perfekt ordentlich strickte. Ich kann euch sagen, die Handschuhe waren sehenswert. Ich hatte in Handarbeit eine 4 mit Rücksicht auf's Elternhaus. Wie ich dann später doch noch meine Begeisterung für die Handarbeit entdeckt habe, erzähle ich ein andermal.

verlinkt mit creadienstag und handmadeontuesday

9 Kommentare:

  1. Die sind wunderschön, liebe Magdalena. Ich verstehe dich gut, ich mag die Dinger auch nicht gehäkelt, aber wenn ich sie mir jetzt so anschaue, muss ich meine Einstellung dazu wohl auch überdenken. ♥
    Liebe Grüße
    Anni

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  2. An das „Fräulein“ in der dörflichen Volksschule erinnere ich mich gut, aber nicht an die Nonne, bei der ich bis in die Quarta Unterricht hatte. Dafür existiert noch ein Heft mit Techniken, Pröbchen und Entwürfen und ein ganzer Haufen sonstiger schlechter Erinnerungen an meine Schulzeit.
    Das Handarbeiten war mir jedenfalls nicht vermiest, und mit 16 habe ich zusammen mit einer Freundin meine modische Garderobe selbst genäht ( sie maigrün, ich orange ), weil wir sie uns sonst nicht leisten konnten. Ich habe z.B. als Junglehrerin auf der Gesamtschule auf den irrsinnig langen Konferenzen immer gestickt oder gestrickt. Häkeln finde ich allerdings auch am wenigsten interessant und es liegen hier auch noch etliche Projekte herum….Mehr Topflappen als deine brauch ich auch nicht.
    LG
    Astrid

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  3. Liebe Magdalene, deine Topflappen zieren deine Küche nun besonders schön! Auch ich widme mich derzeit mit Wollresten.... der Vorrat scheint unerschopflich🥴 aber ich genieße dieses Hobby derzeit besonders🤗
    Liebe Grüße
    Augusta

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  4. Guten Abend liebe Magdalena,
    Deine blauen und weißen Töpflappen sind schön. Als Kind habe ich sie auch gestrickt und gehäkelt. Wir haben schon lange im Voraus Weihnachtsgeschenke mit den Mädchen von nebenan gemacht - ab August!

    Ich mochte meinen Handarbeitslehrerin auch nicht. Stricken und Häkeln ging gut, Nähen jedoch nicht. Und meine Mutter hat meinen Job beendet - genau wie deine Mutter :)) Liebe Grüsse, riitta

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  5. Ich habe auch noch einige im Schrank, aber genutzt und immer mal wieder ausgetauscht werden sie nur als Deko. Benutzen mag ich sie auch nicht gerne, schon allein weil viel zu schade. Sind schön geworden die deinen und toll wenn man dann auch gleich in Erinnerungen schwelgen kann. Hat mir richtig Spaß gemacht es zu lesen, und schwupp war auch ich zurückerinnert. Allerdings war meine Handarbeitslehrerin (übrigens auch eine reine Mädchenschule) ganz toll. Einmal die Woche zwei Stunden Handarbeit und das auch bis zur zehnten Klasse. Mir hat es immer viel Spaß gemacht und ich kann sie heute noch vor meinen Augen sehen.

    Danke dir dass du deine Erinnerungen mit uns geteilt hast, freue mich schon auf die Fortsetzung.

    Wünsche dir noch einen schönen Dreikönigstag und sende liebe Grüsse rüber

    N☼va

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  6. Es sind aber immer noch die praktischsten weil irgendwie geschmeidiger als andere, gell!?👍
    Von damaliger Handarbeitslehrerin könnte ich auch Lieder singen🙄, oh je, aber wer wollte die hören 🤭😁.Ich war ja schon immer Autodidakt😉, das paßte aber nicht jedem Lehrer, denn einmal hatte ich die geforderte Stickerei auf roten Stoff gemacht, und oh weh, das war ein "rotes Tuch" damals für sie🐂😦😄, usw. usw.
    Heute lacht man drüber....

    Viel Spaß Dir nun beim Köcheln!👩‍🍳

    Liebgruß,
    Tiger
    🐯

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  7. Die Geschichte von deiner Handarbeitslehrerin habe ich gerne gelesen :-) und manches hat mich auch an meine eigene Schulzeit erinnert. Ich war damals die ersten Jahre auch noch in einem Mädchengymnasium - und wir haben manchem Lehrer das Leben ziemlich schwer gemacht ;-)
    Die Topflappen sind dir gut gelungen. Ja es ist immer wieder eine Überraschung was man alles aufhebt und irgendwann wieder findet :-)

    Herzliche Grüße von Heidi-Trollspecht

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  8. Gerade musste ich lächeln, liebe Magdalena. Warum sind es eigentlich immer die Handarbeitslehrerinnen, die besonders sind? Ich hatte auch so ein Fräulein ;) Deine Topflappen sind bestimmt wunderbar und praktisch zugleich. Lieben Gruß zu Dir, Nicole

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  9. Tolle Topflappen hast du gezaubert und aufräumen tut gut. Alles gute zum neuen Jahr!! Bitte, verlinke es auch noch mit der neuen Creativsalat.de Linkparty. https://creativsalat.de Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen.

    Herzliche Grüße
    Annette

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