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Mittwoch, 24. Februar 2021

Niederrheinimpressionen 1/21

 Wer von euch mich schon länger hier besucht, hat vielleicht  mitbekommen, dass ich sehr gerne am Niederrhein wohne. Die Landschaft ist nicht so spektakulär wie andere, aber sie hat sehr besondere Schönheiten. Meine Eltern sind mit mir oft in die Alpen gefahren, was sehr schön war. Besonders die Wanderungen mit meinem Vater habe ich genossen. Aber ich weiß auch, wie wohltuend ich es fand, wenn wir nach Hause kamen und ich den weiten Horizont sah. Wir wohnten unmittelbar am Rheindamm und die Hochwasser zählten für mich als Kind zu den wunderbaren Erlebnissen. Nur wer das einmal erlebt hat, weiß, welche merkwürdige Stimmung entsteht, wenn die Kopfweiden ihre breiten Kronen aus dem Wasser herausstrecken. Wenn es dann auch noch neblig ist und man das ferne warnende  Tuten der  Schiffe hört, dann entstehen ganz eindrückliche Bilder im Kopf.

Viele wissen auch gar nicht, dass wir hier in einer sehr geschichtsträchtigen Gegend wohnen. Hier haben sich die Herren sozusagen die Klinke in die Hand gegeben.

Am Sonntag haben wir bei dem schönen Wetter mal einen kleinen Ausflug gewagt. Wir haben dem kleinen Städtchen Wachtendonk einen Besuch abgestattet. Der historische Stadtkern ist noch erhalten und die alten Häuser sind ganz typisch für den Niederrhein.




Ganz typisch sind die Backsteinhäuser. Zwischen den Häusern gibt es Torbögen, durch die man auf die Hinterhöfe kommt. Viele stehen unter Denkmalschutz. Heute würde man wohl von einem verschlafenen Städtchen sprechen, aber tatsächlich hat Wachtendonk eine ziemlich bewegte Geschichte. Sogar die Römer sind hier gewesen. Im 12.Jahrhundert gehörte das Gebiet zum Erzbistum Köln. Es wurde von Vögten verwaltet und die errichteten in dem feuchten Gebiet auf einer Erhebung, einer Donk, eine Wasserburg. Vom Namen Vogtendonk leitet sich der heutige Name ab. Seit 1326 gehörte der Ort zum Herzogtum Geldern und erhielt 1343 die Stadtrechte. Das erinnert uns wieder daran, dass es das heutige Deutschland damals nicht gab. Es gab einen Flickenteppich von kleinen und kleineren Herzogtümern, Erzbistümern usw.. Als im 16. Jh. der Freiheitskampf der Niederländer gegen die Spanier entbrannte, wurde auch der kleine Ort Wachtendonk nicht verschont. 1572 besetzten die Truppen Wilhelm von Oraniens die Festung, die Spanier eroberten sie zurück und das grausame Spiel wiederholte sich mehrmals. Nach dem Krieg fiel der Ort wieder an das Herzogtum Geldern und im 18.Jh. an Preußen. Was dieses kriegerische Hin und Her für die Bevölkerung bedeutet hat, will man sich gar nicht ausmalen.


1794 trafen dann schließlich Napoleons Truppen ein und Wachtendonk gehörte nun zum Département de Roer, also zu Frankreich, wie im übrigen der gesamte Niederrhein. Nach dem Wiener Kongress gehörte der Ort wieder zu Preußen. So weit, so gut, man hat sich arrangiert. Jedenfalls haben die Wachtendonker durchaus ihren Wohlstand zur Schau getragen. Das Land ist fruchtbar und es gab regen Handel, vor allem mit den Niederlanden.






So ein Hexenhäuschen ist eher die Ausnahme, aber nett. Wir haben immer wieder mal längere Radtouren am Flüsschen Niers entlang gemacht. Das ist sehr entspannend. Viele machen auch Kanutouren auf der Niers. Ab Mönchengladbach bis Kevelaer gibt es für die Kanuten sog. Einstiegspunkte.





Der ehemalige Pulverturm ist heute ein Restaurant, aber....



Der Aufforderung wären wir gerne nachgekommen. Es gibt jede Menge Gaststätten und Cafés.....

Nur eine Eisdiele hatte auf. Die Schlange davor war gefühlte 2 km lang. Also sind wir brav wieder nach Hause gefahren. Da gab es auch was leckeres.

8 Kommentare:

  1. Ja, der Niederrhein! Was war der verschrien, als ich in Bonn bzw. Brühl m eine Staatsexamen ablegte und es um eine Festanstellung ging! Ja nicht an den Niederrhein ( oder Arnsberg im Sauerland )! Um das zu verhindern, hat man sogar geheiratet ( ich auch ).
    Dabei kannte ich die Gegend gar nicht! Und als ich sie endlich kennenlernte, war ich begeistert ( ich habe meinen jährlichen Bildungsurlaub über einen längeren Zeitraum immer in Schloss Gnadenthal bei Kleve verbracht ).
    Kanufahren auf der Niers? So schön! Mein Bruder wohnt am Niersbroich ( auch eher Zufall, weil er dort nach seiner Zeit in Afrika eine erste Stelle als Arzt bekommen hat ) und ist begeistert als Vogelkundler.
    Ich mag die Architektur gerne, denn sie wird mehr durch ästhetische Gesichtspunkte bestimmt als weiter südlich in den Rheinlanden, eher so wie in den Niederlanden, wo es mir auch sehr gefällt.
    Na ja, und dann: alte Kulturlande! Auch nicht unwichtig... Auch die Gartenkultur ist gefälliger ( größtenteils jedenfalls ). Ich kann mir gut vorstellen, dass es Spaß macht, durch die Orte zu bummeln.
    GLG
    Astrid

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  3. Ein wunderschöner Ausflug war das, liebe Magdalena, und es tut gut so tolle Ecken zu sehen. Danke dafür! Herrlich , die ganzen Details und Giebel und Türen und und und ...
    Ganz besonders sind mir die rot-teiligen Fensterläden im Gedächtnis, wie das doch angenehm so ein Gebäude verhübscht!;-)
    Ja, es tut einem in der Seele weh und leid um die vielen netten Cafés usw., insbesondere natürlich die Inhaber.

    Dir einen schönen Tag,
    Liebgrüße,
    Tiger
    🐯

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  4. Den Namen Wachtendonk gelesen, klingelte was bei mir....und ja, weitergelesen und dann Römer und Köln muss es im Geschichtsunterricht gewesen sein. Als gebürtige Kölnerin waren die Römer natürlich ein Thema für uns ;-) Was für ein schönes Städchen und tolle Bilder hst du gemacht. Ja, solche Kriege möchte man sich nicht vorstellen, das denke ich auch heute oft in der Zeit wo soviel nach Freiheit geschrieen wird. Wie muss es unseren Eltern und Großeltern gegangen sein. Die hatten auch keine Freiheiten mehr und wie oft und lange mussten sie sich eingepfercht in Bunkern aufhalten.

    Meiner Meinung nach müsste nun auch in D. echt eine Regelung für Öffnungen geschaffen werden. Gerade wenn das Wetter so schön ist könnte doch zumindest eine Bewirtung unter Auflagen im Aussenbereich stattfinden. Natürlich nur wenn sich an die Regeln gehalten wird und die Menschen es nicht wieder übertreiben. Ich kann ja nur von hier sprechen, aber mit der Bewirtung läuft es gut (klar, gibt auch Idioten) und die Gastwirte sind froh darüber nicht nur noch ausliefern zu dürfen.

    Danke dir dass du uns mitgenommen hast und auch für die interessante Info dazu; mir hat es sehr gut gefallen.

    Liebe Grüsse

    Nova

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  5. Wie schön euer Ausflug in dieser malerische Kleinstadt zu radeln und ich mag solche alte Häuser mit Backsteine und das Flüsschen Niers. Als ich 5 Jahre in Neuss lebte zeigte mein Schatz so manche Ecken. Mir hat es immer gut gefallen egal wo am Rhein.
    Das Wetter ist grossaritg zum radeln auch bei mir.
    Ich wünsche dir ein schönen Tag!
    Lieben Gruss Elke

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  6. Hallo Magdalena,
    ich muss gestehen, ich war noch nie am Niederrhein. Aber tolle Häuser gibt es da, ich mag ja diese Backsteingebäude total gern. Hier bei uns findet man dagegen viele Fachwerkhäuser.
    Und im Moment ist hier alles geschlossen und das Städtchen stirbt so langsam aus, jetzt macht sogar mein geliebter Bastelladen zu. Seufz! Aber irgendwann wäre es schon toll, wenn wir nach so einen schönen Ausflug mal wieder wo einkehren könnten.
    Liebe Grüße zu Dir
    Manu

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  7. Liebe Magdalena,
    das ist wirklich ein hübsches und geschichtsträchtiges Städtchen! Und eine Gegend, die ganz schön heftig umkämpft war! Ja, wenn man sich das alles so vorstellt, dann gab es dort wohl trotz des Wohlstands auch nie (oder nicht lange) eine wirklich "gute alte Zeit". Hat mir Freude bereitet, mit dir duch Wachtendonk zu spazieren - und falls wir mal wieder reisen dürfen und tatsächlich eine Deutschlandreise schaffen, steht der Niederrhein nun also auch auf unserer Liste!
    Alles Liebe, Traude

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  8. ein wunderschönes Städtchen
    ich mag die Backsteinarchitektur
    erinnert sie mich doch an meine Geburtstadt
    es hat einen herben Charme
    ja.. auch hier bin ich immer wieder erstaunt dass selbst durch die kleinen Dörfer auf dem Hunsrück die Schweden und die Heerscharen Napoleons gezogen sind
    und wie das hin und her der Besatzer und Besitzer ging
    was haben wir es so gut
    aber viele haben da gar keine Ahnung von und es interessiert sie auch überhaupt nicht

    liebe Grüße
    Rosi

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