Letzte Woche haben wir Moers besucht, unsere Nachbarstadt. Tatsächlich sind wir ewig nicht mehr dort gewesen. Ich bin immer wieder beeindruckt, wenn ich feststelle, dass in manchen Gegenden zwischen einzelnen Orten, die sehr nah sind, so etwas wie eine imaginäre Grenze liegt. Wenn man dann nachforscht, findet man oft Geschichten von nachbarschaftlichen Streitigkeiten, und zwar nicht zwischen Personen, sondern zwischen den Gemeinden. Das ist natürlich immer mit Personen verbunden und oft hat das religiöse Gründe. Man möchte gar nicht glauben, welche Gräben durch die Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken entstanden sind. Moers war protestantisch und Krefeld überwiegend katholisch. Das spielt heute praktisch keine Rolle mehr, Gott sei Dank. Aber man merkt es an Gewohnheiten, fehlenden Verkehrserbindungen usw..
Der Niederrhein ist für Historiker und Archäologen eine Schatzkammer. Es gibt in Moers Funde aus der Zeit um 2500 v.Chr.. Römische Siedlungen gab es ca. bis 410 n. Chr. und die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 9.Jh.
Das Schloss liegt mitten in der Stadt , immer wieder umgebaut. Dahinter liegt ein großer Park. Den werden wir uns später nochmal ansehen. Momentan ist da eine riesige Baustelle.
Der Name Moers leitet sich von dem Wort Moor oder Morast ab. Im Mittelalter reichten die Ausläufer des Rheins bis an die Stadt. Hier herrschte das Adelsgeschlecht der Grafen von Moers, von denen um 1160 zum erstenmal die Rede war. 1300 bekam der Ort die Stadtrechte. Und wie immer am Niederrhein wirken sich auch hier der niederländisch-spanische Krieg, der 30-jährige Krieg und die napoleonische Besatzungszeit aus. 1601 baute Moritz von Oranien die Befestigungsanlagen aus. Natürlich nicht, um die Bevölkerung zu schützen, sondern um Stärke gegenüber den Spaniern zu zeigen.
Es gab mehrere Pestepidemien, aber immerhin standen die Niederlande dem Ort im 30jährigen Krieg bei. In dieser Zeit wurde auch die flämische Tradition der Schützenbruderschaften an den Niederrhein gebracht. Im 18.Jh. fiel Moers an Preußen. 1794 kamen die Franzosen und 1815 waren es dann wieder die Preußen. Ob das die Bevölkerung wirklich interessiert hat, darf bezweifelt werden. In der 1. Hälfte des 19.Jh. gab es mehrere Missernten und nicht wenige litten Hunger.
In Moers entwickelte sich Anfang des 20.Jh. der Bergbau. Das waren die westlichsten Ausläufer des Ruhrgebiets. Inzwischen ist das alles Geschichte. In der NS-Zeit gab es durchaus Widerstand gegen die Nazis. Der kam vor allem aus der Arbeiterschaft. Aber die Gewalt hat bekanntermaßen die Oberhand gewonnen. Auch hier wurden die Juden vertrieben, die Synagoge wurde zerstört. Immer wieder die gleiche traurige Geschichte. Man findet einige Stolpersteine und Gedenktafeln.
Bei aller Zerstörung hat man in Moers doch versucht, möglichst viel alte Bausubstanz zu erhalten. Das tut dem Ort gut. Es gibt eine weit verzweigte Fußgängerzone mit vielen kleinen Lokalen. Wenn das wieder möglich ist, werden wir jedenfalls nochmal einen Bummel machen und irgendwo auch einmal einkehren.
Jawoll, die Preußen waren da!
Ich hoffe, es hat euch gefreut, ein wenig mit mir durch den Ort zu schlendern.